Unsere letzte Etappe führt uns ins Land des Giuseppe Verdi, der in Italien einen Ruf wie ein Nationalheld genießt: Aufgewachsen in kleinbäuerlichen Verhältnissen in der Po-Ebene nordwestlich von Parma kehrte er als international erfolgreicher Opern-Komponist dorthin zurück. Seine Villa, wenige Kilometer von seinem Geburtshaus errichtet auf dem Hofgut, das er für sich und seine Eltern erworben hatte, wird noch heute von seinen Nachkommen bewohnt. Der Eintritt, hier das Torhaus zur Villa, wird streng reglementiert und kontrolliert.
Nur wenige Räume der Villa sind zu besichtigen – doch immerhin Verdis Wohn- und Arbeitszimmer. Dort ist fast alles so belassen wie zu seinen Lebzeiten. Die Bücher und Notensammlungen stehen zum Beispiel im Regal wie vom Meister selbst einsortiert. Nur sein Samtzylinder und seine –handschuhe werden inzwischen unter einer Glasglocke aufbewahrt.
In Verdis Geburtsort Roncale (das sich nach seinem Tod in Roncale Verdi umbenannt hat), produziert der Wirt der Osteria Vecchio Molino eine besonders rare – und deshalb teure – Delikatesse: die Culatello-Schinken von schwarzen Schweinen, die nur in weniger Dörfern der Region gehalten und streng artgerecht nur mit Mais uns Kastanien gefüttert werden. Für seinen 15monatigen Reifungsprozess wird der Culatello in Schweinsblasen gepackt und baumelt in Netzen von der Decke niedriger Räume. Dort wird auf dem Boden aus ungebrannten Lehmziegelsteinen eine Mischung aus Wasser und Wein ausgekippt. Die sorgt nicht nur für die richtige Luftfeuchte, sondern für die richtige Bakterienbesiedlung, die den Schinken weich und saftig werden lässt. Jedes Kilo Culatello kostet über 200 Euro.
Am Nachmittag erreichen wir den End- und Ausgangspunkt unserer Rundreise: Brescia, die „Stadt der Mille Miglia“.
An der Einfallstraße, durch die in jedem Jahr die Klassiker-Rallye „Mille Miglia“ führt, entdecken wir zufällig eine blaulackierte Schwester von Papa Leone, wie wir „unseren Elfer“ wegen seiner Außenfarbe wie Löwensenf nennen. Der blaue Porsche ist sogar noch ein Jahr älter als Papa Leone – und in fabelhaftem Originalzustand. Deshalb wird er auch ganz schonend von Hand gewaschen.
In der „Bar Parco“, wo in den 1920ern die Organisatoren der Mille Miglia konkrete Pläne für das Straßenrennen entwarfen, kehren wir zurück zum zweiten Programmpunkt unserer Rundreise: dem Dolce Vita – in allen Ehren, versteht sich. Und am Nachmittag noch mit alkoholfreiem San Bitter. Immerhin con ghiacchio.
Wir haben die Rechercharbeit eigentlich schon beendet, trödeln nach einem späten Abendessen im Freien nur noch durch die Fußgängerzone von Brescia Richtung Hotel, da hören wir von weitem überlaute Musik, eine noch lautere, unverständlich-verzerrte Moderatorinnenstimme.
Als wir dem Rätsel auf den Grund gehen, landen wir mitten in der Wahl zur Miss Brescia 2015, ausgerichtet von der „Republic Luxury Lounge“ auf der Piazza Vittoria: 32 Schönheiten stöckeln in gefährlich hohen Pumps über den Catwalk, zeigen ihre unglaublich langen Beine, ihre aufwändigen Frisuren und Makeups, ihr schönstes Lächeln. Sie wiegen in den Hüften und machen am Ende auch im Bikini eine tolle Figur. Viva La Dolce Vita!