Den heutigen Tag verbringen wir großteils auf der Straße. Wir starten in Lucca zwischen zwei Platzregen, doch beim Anstieg zum Passo della Futa haben wir die Schlechtwetterfront hinter uns gelassen. Trotzdem nehmen wir die Kurven noch vorsichtig – Papa Leone hat ein eigenwilliges Heck!
Kurz vor der Passhöhe liegt links der Straße die Albergo. Das Gasthaus ist seit 125 Jahren in Familienbesitz. Hier haben früher die müden Pferde und Ochsen nach langem Aufstieg gerastet, Wasser getrunken. Und die Fuhrleute haben sich ein Glas Wein gegönnt. Heute führt hier jedes Jahr die Rallye der Mille Miglia vorbei. Der Wirt dürfte somit schon alles gesehen haben, was in Europa an edlen Autos der Baujahre `25 bis `57 noch auf der Straße rollt. Als er jedoch mitkriegt, dass wir vor seiner Tür Fahraufnahmen mit „unserm Elfer“machen, kommt er aus seiner Gaststube und filmt mit seinem Mobiltelefon unsere Vorbeifahrt.
Je höher wir kommen, desto mehr trocknet die Straße ab.
Auf den Passo della Futa folgt der Passo Raticosa – nochmal 65 Meter höher, die Grenze zwischen Toskana und Emilia-Romagna, die zentrale Wasserscheide der Apennin-Halbinsel: Die Quellen im Osten entwässern in die Adria, die im Westen ins Ligurische Meer. Auf der Passhöhe heißt es: „über uns kommt nur noch der Himmel!“
Inzwischen hat es völlig aufgeklart. Über die Bergwiese blicken wir in Richtung Adria. Kann man das Meer schon sehen? Nach Imola, unserer Mittagsstation an Tag 4, wären es nur noch 64 Kilometer.
Beim Abstieg auf inzwischen trockenen Straßen müssen wir nicht mehr ganz so viel Vorsicht walten lassen. Schließlich ist Papa Leone ein Vollblut-Sportwagen. Sogar einer der Stammväter dieser speziellen Gattung.
Bei der Ankunft in Bologna sehen wir einen hübschen Weggefährten: ein exzellent restauriertes Fiat 850 Cabriolet mit einer Karosserie von Pininfarina und stilsicher in einer Farbe seiner Ära lackiert.
La Dolce Vita am Abend in Bologna.